Beschluss aus der Hauptversammlung
Hauptversammlung 2022
46 - Zukunft zahnärztliche Versorgung – was muss sich ändern?
Die Hauptversammlung (HV) des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte fordert vom Gesetzgeber dringend mehr Unterstützung angesichts zunehmender Probleme in der ambulanten zahnärztlichen Versorgung. Hauptproblem ist die erdrückende Bürokratielast, die durch den vorherrschenden Fachkräftemangel immer weniger beherrschbar wird, sowie stark gestiegene Praxiskosten bei einer im Zehnjahresvergleich sechsfach höheren Inflation. Die Attraktivität der selbstständigen Berufsausübung in eigener Praxis hat stark nachgelassen - schon jetzt geben jedes Jahr Hunderte Zahnärztinnen und Zahnärzte ihre Praxen in Ermangelung einer Nachfolge auf. Wenn Anzahl und Erreichbarkeit der Zahnarztpraxen in Deutschland auf dem heutigen Stand bleiben sollen, müssen sich die Bedingungen für Zahnarztpraxen deutlich verbessern.
Konkret bedeutet dies:
- die sofortige Umsetzung der Empfehlungen des Normenkontrollrates von 2015 zum Bürokratieabbau bei der Hygieneüberwachung und beim Nachweis der Fachkunde und Kenntnisse im Strahlenschutz.
- die Schaffung einer störungsfrei funktionierenden digitalen Infrastruktur im Medizinwesen ohne Kosten für die teilnehmenden Praxen.
- eine betriebswirtschaftlich auskömmliche Honorierung zahnärztlicher Leistung unabhängig von möglichen Erstattungsansprüchen.
- Einheitliche Auslegung gesetzlicher Vorgaben für die Praxisführung, speziell bei Hygieneanforderungen.
Begründung:
Die Attraktivität des Zahnarztberufes, ausgeübt in freiberuflicher Niederlassung, leidet durch die immer größer werdenden Zeitanteile für Administrations – und Verwaltungstätigkeiten. Parallel wächst der technische Anspruch an die Praxis – digitales Röntgen, digitale Abformung, Telematik und digitale Dokumentation erfordern ein entsprechend qualifiziertes oder qualifizierbares Personal, das an vielen Orten nicht auf dem Arbeitsmarkt verfügbar ist. Auszubildende sind rar und zunehmend mit dem Erlernen der Befähigung für diese Arbeitsbereiche überfordert. Die durch diese Sachverhalte stark steigenden Personalkosten treffen auf stagnierende Einnahmen aus der seit fast 40 Jahren nicht angepassten privaten Gebührenordnung GOZ, nach der etwa 50% der zahnärztlichen Leistungen abgerechnet werden. Willkürliche Bürokratieakte bei der Hygienebegehung von Praxen, Kosten für eine Telematikinfrastruktur, die noch immer vornehmlich den Krankenkassen nützt, sowie immer neue Dokumentations- und Nachweispflichten wirken abschreckend und behindern die Entscheidung junger Zahnärztinnen und Zahnärzte, den Schritt in die Niederlassung zu wagen.