Berufspolitische Diskussion beim FVDZ-Sommerkongress auf Usedom

„Zahnärzte der Zukunft sind schon da“

Die Einzelpraxis wird auch in Zukunft ein wichtiger Pfeiler im Versorgungsmix bleiben. So lautete das Fazit der berufs- und standespolitischen Diskussionsrunde beim diesjährigen FVDZ-Sommerkongress. Unter dem Titel „Niederlassung im Fokus: Zukunft der zahnmedizinischen Versorgung“ diskutierten am Donnerstag im Seebad Heringsdorf auf Usedom Vertreter aus Politik, Standespolitik und Wissenschaft.


Die Bevölkerungspyramide verheißt wenig Gutes: In einer immer älter werdenden Gesellschaft werden (altersbedingt) auch die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte bis zum Jahr 2030 immer weniger. Ein Trend, der vor allem in den ländlichen Regionen Deutschlands bereits heute deutlich sichtbar wird. Demografieforscher Julian Rosenbaum vom Berlin-Institut für Entwicklung und Bevölkerung führte den Zuhörern die aktuellen Zahlen vor Augen, schloss jedoch mit einer positiven Nachricht: Auch unter veränderten Bedingungen wird es in Zukunft genügend Zahnärztinnen und Zahnärzte für die Versorgung der Patienten geben – bis zum Jahr 2030 rund sieben Prozent mehr als heute. Ob dies genügt, um den Verlust der bis dahin in den Ruhestand gehenden „Babyboomer“-Zahnärztegeneration zu kompensieren, gleicht allerdings einem Blick in die Glaskugel. Diesen wagte die Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer (BZÄK),


Dr. Romy Ermler wortwörtlich. FVDZ-Bundesvorstandsmitglied Dr. Frank Wuchold, der die Diskussionsrunde moderierte, hatte die sprichwörtliche physische Glaskugel mitgebracht und forderte Ermler zu einem beherzten Blick hinein auf. „Wir sehen, dass es genügend junge Kolleginnen und Kollegen gibt“, sagte die BZÄK-Vizepräsidentin. „Die Zahnärzte der Zukunft sind schon da, sie müssen nur überzeugt werden, sich auf dem Land niederzulassen.“ Die mecklenburgische FDP-Landtagsageordnete Barbara Becker-Hornickel betonte dazu: „Wir sind es, die dazu die Rahmenbedingungen schaffen müssen.“ Im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern gebe es zahlreiche Initiativen dazu. „Wir müssen die Anreize setzen und die Voraussetzungen schaffen.“ Dies betreffe vor allem die Infrastruktur und den Ausbau der Digitalisierung. Rosenbaum ergänzte, dass auch der Pluralisierung der Lebensbedingungen und dem Wertewandel Rechnung getragen werden müsse. Der Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ), Harald Schrader, sieht als größte Hürde für die Niederlassung in den nächsten Jahren die immer weiter ausufernde Bürokratie und forderte, einen nachhaltigen Bürokratieabbau in den Reigen der Anreize für die Niederlassung aufzunehmen. „Da geht es auch darum, unsere zahnärztlichen Ressourcen zu schonen, damit wir uns auf die Patientenversorgung konzentrieren können.“ Die Anforderungen an Neuniedergelassene seien heute ungleich höher als früher. Der Freie Verband habe deshalb mit dem Existenzgründerprogramm eine postgraduale Ausbildung geschaffen, die junge Zahnärztinnen und Zahnärzte fit für Betriebswirtschaft, Recht und Digitalisierung in den Praxen macht. „Den jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten geht es nicht um Work-Life-Balance, sondern um ein zufriedenes Arbeiten. Niederlassen wollen sich viele, wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, sagte Schrader.

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